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Der Urknall der künstlichen Intelligenz

  E in neu vorgestelltes KI-System hat in den letzten Monaten einen Quantensprung in seiner Entwicklung gemacht und erreicht nun eine kombinierte akademische Leistungsfähigkeit, die über dem Niveau von Promovierten in allen Fachbereichen liegt – von Mathematik und Naturwissenschaften über Sprachwissenschaft bis hin zu Philosophie.  Seine Fähigkeit zu schlussfolgern, aus Fehlern zu lernen und Werkzeuge gezielt einzusetzen, wurde auf eine neue Ebene gehoben. Die Modelle sind nicht nur in der Lage, extrem komplexe Prüfungen zu bestehen, sondern lernen auch durch Realitätsabgleich, indem sie Hypothesen aufstellen, testen und qualitativ zu verbessern.   Besonders bemerkenswert ist die Integration sogenannter „Agenten“, die - für sich selbst autark - Aufgaben parallel bearbeiten, ihre Ergebnisse austauschen, analysieren und sich gegenseitig korrigieren. Das führt zu einer Art kollaborativer Intelligenz, die Fehlerquellen minimiert und Erkenntnisgewinn maximiert. Die Werkzeuge...

Der Neokortex und die Thousand Brains Theory: Viele kleine Gehirne, ein großer Verstand

D er Neokortex – diese paar Millimeter dicke Zellschicht auf der Oberfläche unseres Gehirns – ist der Ort, an dem das passiert, was wir als "menschlich" bezeichnen: Sprache, logisches Denken, Vorstellungskraft. Lange war es ein Rätsel, wie dieser relativ einheitlich gebaute Teil des Gehirns so viele verschiedene Dinge leisten kann. Doch eine Theorie bringt Klarheit – und sie klingt fast zu elegant, um wahr zu sein. Die Idee: Viele kleine Gehirne Die sogenannte Thousand Brains Theory , entwickelt von Jeff Hawkins und dem Team bei Numenta, schlägt Folgendes vor: Unser Gehirn besteht nicht aus einem einzigen Denkzentrum, sondern aus rund 150.000 kleinen Modulen – den kortikalen Säulen . Jede einzelne davon lernt, modelliert und versteht einen Teil der Welt für sich. Diese Mini-Gehirne arbeiten parallel und stimmen sich laufend ab. Statt also eine zentrale Steuerung zu haben, gleicht der Neokortex eher einem dezentralen Schwarm. Und dieser Schwarm erzeugt das, was wir als ei...

Wiederverwendet, nicht festverdrahtet: Wie unser Gehirn Intelligenz zusammensetzt.

W as, wenn das Gehirn keine Ansammlung spezialisierter Module ist, sondern ein Baukasten flexibler Funktionsblöcke – ständig neu kombiniert und wiederverwendet? Die Theorie der Neuralen Wiederverwendung stellt unser Verständnis von Intelligenz auf den Kopf.  Der Mythos vom Modul Lange Zeit dachten wir über das Gehirn wie über einen Werkzeugkasten: Hier das Sprachmodul, dort das Gedächtnismodul, daneben ein Areal für Zahlen, eines für Musik und so weiter. Diese Vorstellung, teils aus der klassischen Neuropsychologie, ist eingängig – aber irreführend. Neurowissenschaftler Michael L. Anderson schlägt ein anderes Modell vor: unser Gehirn ist kein starrer Bauplan , sondern ein dynamisches Netzwerk wiederverwendeter Funktionseinheiten . Seine These:  Intelligenz entsteht nicht durch Spezialisierung, sondern durch Rekombination.    Neural Reuse – das Prinzip intelligenter Recyclinglog ik Die sogenannte Neural Reuse Theory (Theorie der neuronalen Wiederverwendung) geh...

Was ist 6G? Europas Vision der Mobilfunkzukunft.

Während 5G vielerorts noch im Ausbau ist, richtet sich der Blick der Tech-Welt bereits auf den nächsten großen Schritt: 6G . Die sechste Mobilfunkgeneration ist mehr als ein schnellerer Nachfolger – sie ist ein Konzept für ein vollständig vernetztes, intelligentes und kontextsensitives Kommunikationszeitalter. Doch was verbirgt sich konkret hinter 6G? Und wie bereitet sich Europa auf diese technologische Revolution vor? Was bedeutet 6G überhaupt? 6G steht für die sechste Generation mobiler Kommunikationstechnologie , deren kommerzielle Einführung für das Jahr 2030 geplant ist. Im Fokus stehen dabei nicht nur höhere Datenraten (bis zu 1 Tbit/s) und geringere Latenzen (unter 0,1 ms), sondern auch ganz neue Funktionen: Integration von Künstlicher Intelligenz direkt in die Netzwerkarchitektur Holographische Kommunikation & erweiterte Realität (XR) Verbindung von Satelliten, Drohnen und terrestrischen Netzen (Non-Terrestrial Networks) Netze mit eingebauter Sensor...

"The Clash": Ein ideologisches Instrument des Kapitalismus?

 I: Der „Clash of Civilizations“ – Samuel Huntingtons Weltbild Im Jahr 1993 veröffentlichte der US-amerikanische Politikwissenschaftler Samuel P. Huntington in der Zeitschrift Foreign Affairs einen Artikel, der schnell zum weltpolitischen Diskussionsstoff avancierte: The Clash of Civilizations? Zwei Jahre später folgte das gleichnamige Buch ( The Clash of Civilizations and the Remaking of World Order , 1996). Darin vertrat Huntington eine provokante These: Nach dem Ende des Kalten Krieges seien nicht mehr Ideologien oder Nationalstaaten die Hauptquelle globaler Konflikte, sondern Zivilisationen – also kulturell und religiös geprägte Großräume. Huntington teilte die Welt in mehrere Hauptzivilisationen ein, darunter: die westliche Zivilisation (Europa, Nordamerika) die islamische Welt die chinesische bzw. sinitische Zivilisation die orthodoxe Welt (v. a. Russland) sowie weitere wie die hinduistische, lateinamerikanische, afrikanische oder japanische Zivilisation ...

Kontrollillusion made in Germany – Wie Deutschland das KI-Zeitalter verschläft

A m 25. Mai 2025 wurde im US-Kongress eine Anhörung abgehalten, die in ihrer Offenheit und Ernsthaftigkeit einen Wendepunkt markiert: Künstliche Intelligenz (KI) wurde nicht länger als technologische Spielerei, sondern als strategische und existenzielle Herausforderung diskutiert. Während amerikanische Abgeordnete und Experten über regulatorische Maßnahmen, sicherheitspolitische Implikationen und die reale Gefahr eines Kontrollverlustes durch künftige Superintelligenzen debattierten, blickt man als Deutscher auf diese Debatte mit großen Augen und Schweigen. Die Diskrepanz ist unübersehbar: In den USA formiert sich eine politische und wissenschaftliche Allianz, die erkannt hat, dass das Rennen um die führende Rolle in der KI nicht allein ein ökonomisches, sondern ein zivilisatorisches ist. In Deutschland hingegen dominiert eine Haltung zwischen regulatorischer Selbstberuhigung, naiven  Idealismus und technologischem Pessimismus. Es braucht einen Weckruf! Deutschland: Zuschauer statt...

Ein sozialistischer Staatenbund Europa ? Thesen, Stichpunkte ...

  1. Linkspolitische Entwicklungen in der EU seit 2005 Politische Trends: 2005–2010: Nach der EU-Osterweiterung gab es in vielen Mitgliedsstaaten eine neoliberale Grundhaltung, dennoch gewannen linke Bewegungen durch soziale Spannungen (Arbeitslosigkeit, Sparpolitik) an Einfluss, z. B. SYRIZA in Griechenland, Die Linke in Deutschland. 2010–2020: Die Eurokrise und später die Flüchtlingskrise 2015 führten zu Polarisierung. Linksparteien propagierten soziale Gerechtigkeit, Umverteilung und Solidarität (Podemos, La France Insoumise). Ab 2020: Klimawandel, soziale Ungleichheit, Plattformkapitalismus und Krieg (Ukraine) verschieben Diskurse zunehmend in Richtung staatlicher Intervention, Umverteilung und Souveränität – also klassische linke Themen. Institutionell: Europäische Säule sozialer Rechte (2017) Mindestlohnrichtlinie (2022) Stärkere Rolle der EU beim Klimaschutz und sozialen Fragen durch den „Green Deal“ (unter von der Leyen, trotz konservativer Mehrheit   ...