Kontrollillusion made in Germany – Wie Deutschland das KI-Zeitalter verschläft

Am 25. Mai 2025 wurde im US-Kongress eine Anhörung abgehalten, die in ihrer Offenheit und Ernsthaftigkeit einen Wendepunkt markiert: Künstliche Intelligenz (KI) wurde nicht länger als technologische Spielerei, sondern als strategische und existenzielle Herausforderung diskutiert. Während amerikanische Abgeordnete und Experten über regulatorische Maßnahmen, sicherheitspolitische Implikationen und die reale Gefahr eines Kontrollverlustes durch künftige Superintelligenzen debattierten, blickt man als Deutscher auf diese Debatte mit großen Augen und Schweigen.

Die Diskrepanz ist unübersehbar: In den USA formiert sich eine politische und wissenschaftliche Allianz, die erkannt hat, dass das Rennen um die führende Rolle in der KI nicht allein ein ökonomisches, sondern ein zivilisatorisches ist. In Deutschland hingegen dominiert eine Haltung zwischen regulatorischer Selbstberuhigung, naiven  Idealismus und technologischem Pessimismus. Es braucht einen Weckruf!

Deutschland: Zuschauer statt Mitgestalter

Deutschland verkennt die Tragweite der KI-Entwicklung und verharrt in einer passiven Beobachterrolle. Während KI-Systeme weltweit immer mächtiger, autonomer und potenziell unkontrollierbarer werden, wird hierzulande noch darüber diskutiert, ob Chatbots in Schulen verwendet werden dürfen oder wie man ethische Leitlinien formuliert, ohne sie mit rechtlicher Verbindlichkeit zu unterlegen.

Deutschland hat in der Tat keine eigene AGI-Forschung von Weltrang, keine KI-Labore, die es mit OpenAI, DeepMind oder Anthropic aufnehmen könnten. Doch anstatt diese Realität zum Anstoß für strategische Investitionen und europäische Allianzen zu nehmen, zieht man sich zurück in eine bequeme Zuschauer- bzw. User-Rolle.

Politische Kurzsichtigkeit und Kontrollillusion

Diese Haltung ist nicht nur bequem, sie ist brandgefährlich! Der Begriff einer  "Kontrollillusion" bringt das Problem auf den Punkt: Die Vorstellung, man werde schon einen Weg finden, selbst mächtigste KI-Systeme zu zähmen, obwohl man weder versteht wie sie genau funktionieren noch in der Lage ist, ihre Entwicklung zu beeinflussen, ist so typisch deutsch wie "German Mittelmaß". 

In Deutschland zeigt sich diese Illusion zweifältig:

  1. Technologische Selbstbeschränkung: Statt Innovationsfreude herrscht Vorsicht, statt Förderung überbordende Bürokratie. Wichtige Debatten werden in Ethikgremien verlagert, die kaum Einfluss auf internationale Entwicklungen haben.

  2. Demokratische Trägheit: Die politische Reaktion ist zögerlich. Die KI-Enquete-Kommission des Bundestags hat wertvolle Grundlagen gelegt, doch praktische Konsequenzen bleiben aus. Es fehlt - wie leider so häufig - eine nationale Strategie.

Die Preisgabe digitaler Souveränität

Das größere Problem liegt jedoch in der langfristigen Perspektive: Ohne eigene technologische Kapazitäten wird Deutschland in kritischen Bereichen – von industriellen Anwendungen bis zu sicherheitsrelevanter Infrastruktur – zunehmend abhängiger von außereuropäischen Anbietern. Diese Entwicklung ist kein hypothetisches Risiko, sondern bereits Realität. Der Kontrollverlust ist nicht nur eine Frage der Technologie, sondern eine Frage politischer Souveränität!

Was zu tun wäre

Man kann KI nicht allein als Marktphänomenverstehe. Vielmehr muss man sie als sicherheitspolitische Herausforderung begreifen! Wenn deutsche Politik glaubwürdig bleiben - oder wieder werden - will, braucht es:

  • ein ressortübergreifendes nationales KI-Sicherheitskonzept

  • massive Investitionen in vertrauenswürdige, offene KI-Infrastrukturen

  • internationale Initiativen für Kontrollgruppen auf Augenhöhe mit der Technologie

  • und nicht zuletzt eine öffentliche Debatte, die jenseits von Science-Fiction-Stereotypen die wirklichen Risiken und Chancen reflektiert

Quo vadis, Germania? 

Deutschland muss aufwachen. Das Zeitfenster, in dem zukunftssichere Regulierung, strategische Förderung und internationale Kooperation noch greifen könnten, schließt sich schnell. Die USA diskutieren bereits über das "Wettrennen der Menschheit gegen die Zeit". Es ist höchste Zeit, dass Deutschland beginnt, mitzulaufen – nicht um zu gewinnen, sondern um nicht abgehängt und ausgeliefert zu sein.

Denn eins ist klar: Wer im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz nicht handelt, der wird gestaltet. Nicht durch demokratische Prozesse, sondern durch Algorithmen.

Die von anderen geschrieben worden sind!

 

 

Quellen:

  • U.S. House of Representatives, Select Committee on the Chinese Communist Party – Hearing on AI & National Security, 25th of Mai, 2025 ( LINK )

  • Enquete-Kommission "Künstliche Intelligenz – Gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftliche, soziale und ökologische Potenziale" des Deutschen Bundestages (2018–2020)

  • Website Anthropic (https://www.anthropic.com)

  • Veröffentlichungen von OpenAI, DeepMind und dem Center for Strategic and Budgetary Assessments (CSBA)

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