Das UN-Dokument „Replacement Migration: Is It a Solution to Declining and Ageing Populations?“ (UNO, 2000)

"Bestandserhaltungsmigration: Eine Lösung für abnehmende und alternde Bevölkerungen?"  so titelt das Dokument aus dem Jahre 2000 in deutscher Sprache. Diese Studie der Vereinten Nationen analysiert die Auswirkungen von Bestandserhaltungsmigration – also Zuwanderung ausländischer Mitmensche - , die notwendig wäre, um:

- den Bevölkerungsrückgang

- den Rückgang der Erwerbstätigen ("Erwerbsbevölkerung")

- die Überalterung der Bevölkerung

zu kompensieren. Viele Industrieländer weisen seit den 1990er Jahren Geburtenraten unter dem Ersatzniveau (2,1 Kinder/Frau) auf, was langfristig zu Bevölkerungs---- schwund, Überalterung und - volkswirtschaftlich extrem relevant -  einem niedrigeren „potenziellen Unterstützungsverhältnis“ (PSR) führt – also weniger Erwerbstätige pro Rentner. 

In benannter Studie wurden mehrere Länder analysiert. Hier soll uns nun um Deutschland gehen.

Szenarien (Beispiel Deutschland)

Die UN analysiert fünf Szenarien für den Zeitraum 2000–2050:

Szenario Beschreibung Deutschland: benötigte Migranten (gesamt)
I Status quo („mittlere“ UN-Projektion)                               10,2 Mio.
II Keine Migration ab 1995                                  0
III Konstante Bevölkerungszahl                                              17,2 Mio.
IV Konstante Erwerbsbevölkerung (15–64 Jahre alt)                                24,3 Mio.
V Konstantes PSR (Verhältnis 15–64 zu 65+)                               181,5 Mio. (!)

 Szenario V zeigt, wie unrealistisch es ist, Alterung allein durch Migration auszugleichen.

 

Entwicklung in Deutschland

1. Demografische Entwicklung ohne Migration (Szenario II)

Ohne die dringend benötigte Migration wird die Gesamtbevölkerung kontinuierlich schrumpfen, das Medianalter der Gesellschaft deutlich steigen und somit auch die Zahl der Erwerbstätigen massiv sinken. PSR würde von 4:1 (1995) auf deutlich unter 2:1 (2050) fallen. Dies mit fatalen volkswirtschaftlichen Auswirkungen. 

2. Migrationsbedarf zur Kompensation

Eine moderate Migration von 10 bis 24 Millionen im Zeitraum bis 2050 könnte den Rückgang der Erwerbsbevölkerung ausgleichen oder stabilisieren (Szenarien I, III, IV).

Doch tatsächlich wäre eine Zuwanderung von mehr als 181 Millionen Menschen laut der Studie notwendig, um das Verhältnis Erwerbstätige zu Rentnern zu stabilisieren. Dies ist praktisch und politisch unmöglich. Daher folgt:

Die Rentensysteme stehen in Zukunft unter massiven Druck, da mehr Rentner, weniger Beitragszahlern gegenüberstehen. Einher geht natürlich ein eklatanter Arbeitskräftemangel ("Facharbeitermangel"). Ebenso starke fiskalische Belastung für Pflege. und Gesundheitssystem. Soziale Integration ist obligatorische Notwendigkeit, ebenfalls ein massiver Kostenfaktor. Eine Anhebung des Rentenalters ist unter diesen Bedingungen unabdingbar. 

 

Ein deutsches Dilemma: Strukturprobleme statt reiner Zahlenpolitik

Die Studie entlarvt auch ein verbreitetes Missverständnis: Demografische Probleme sind nicht rein quantitativ. Es geht nicht nur darum, ob genügend Menschen „vorhanden“ sind, sondern wer diese Menschen sind, wie sie leben, arbeiten, konsumieren, pflegen und versorgt werden wollen – und wie belastbar die gesellschaftlichen Institutionen sind, diese Prozesse zu steuern.

Für Deutschland bedeutet das: Die demografische Herausforderung ist vor allem eine Frage der institutionellen Resilienz – nicht allein der Migrationsstatistik.

Abschließend sei darauf hingewiesen, dass wirtschaftliche disruptive Vorgänge und deren Auswirkung auf Volkswirtschaften in der genannten Studie nicht berücksichtigt worden sind.  Diese würden dargestellte Szenarien selbstverständlich negativ beeinflussen. 

 

 Quelle(n):

Das UN-Dokuments „Replacement Migration: Is It a Solution to Declining and Ageing Populations?“ (UNO, 2000) 

https://www.un.org/development/desa/pd/sites/www.un.org.development.desa.pd/files/unpd-egm_200010_un_2001_replacementmigration.pdf 

 

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