Der digitale Euro – Auswirkungen auf das Bankgeschäft und das Zinsumfeld
Als ich im Jahre 2021 über das mittelfristige Ende des bisherig
bekannten Bankgeschäftes schrieb, schmunzelte man und hielt mich - wieder einmal - für
einen Verschwörungstheoretiker. Nun, knapp vier Jahre später ist die
Einführung der digitalen BügerID im Koalitationvertrag festgeschrieben. Diese stellt die Basis für den Start des CDBC. Die für den Oktober diesen Jahres durch die Europäische Zentralbank (EZB) vorgesehen Einführung des digitalen Euro könnte nicht nur die Zahlungsmodalitäten innerhalb der Europäischen Union revolutionieren, sondern auch signifikante Implikationen für das traditionelle Bankgeschäft sowie das Zinsumfeld mit sich bringen.
Geplante Einführung und Hintergrund
Christine Lagarde, die Präsidentin der EZB, hat die Einführung des digitalen Euros für Oktober 2025 angekündigt. Diese Frist markiert den Abschluss einer umfassenden Vorbereitungsphase, in der die EZB an der Entwicklung und Implementierung dieser digitalen Währung arbeitet. Der digitale Euro wird als Reaktion auf die fortschreitende Digitalisierung der Finanzmärkte sowie die zunehmende Popularität von Kryptowährungen und digitalen Zahlungsmethoden konzipiert. Zunächst soll der "d€" als Ergänzung zum regulären Bargeld ausgegeben werden.
Auswirkungen auf das herkömmliche Bankgeschäft
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Veränderung der Einlagenstruktur: Mit der Einführung des digitalen Euros könnte eine signifikante Verschiebung in der Einlagenstruktur der Verbraucher und Unternehmen stattfinden. Es ist zu erwarten, dass diese dazu neigen, ihre Einlagen direkt bei der Zentralbank zu halten, anstatt bei Geschäftsbanken. Dies könnte zu einem Rückgang der Einlagen bei Banken führen und deren Fähigkeit zur Kreditvergabe erheblich einschränken.
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Wettbewerbsdruck: Die Banken könnten einem verstärkten Wettbewerbsdruck ausgesetzt sein, da der digitale Euro als alternative Zahlungsmethode und Wertaufbewahrungsmittel fungieren könnte. Diese Dynamik könnte Banken dazu veranlassen, ihre Dienstleistungen zu optimieren und innovative Produkte zu entwickeln, um die Kundenbindung zu gewährleisten.
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Änderungen im Kreditgeschäft: Ein Rückgang der Einlagen könnte die Kreditvergabe der Geschäftsbanken negativ beeinflussen. Dies könnte zu einer Verknappung von Krediten führen, was potenziell nachteilige Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung haben könnte.
Auswirkungen auf das Zinsgeschäft
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Zinsniveau: Die Einführung des digitalen Euros könnte das allgemeine Zinsniveau beeinflussen. Sollte ein signifikanter Teil der Bevölkerung und der Unternehmen ihre Gelder bei der Zentralbank anlegen, könnte dies zu einem Rückgang der Einlagenzinsen führen, da Banken über weniger Mittel zur Kreditvergabe verfügen.
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Monetäre Politik: Der digitale Euro könnte der EZB neue Instrumente zur Steuerung der Geldpolitik bereitstellen. Die Zentralbank könnte in der Lage sein, direkt auf die Einlagen der Bürger zuzugreifen und somit die Geldmenge sowie die Zinssätze gezielt zu steuern, was zu einer potenziell effizienteren Geldpolitik führen könnte.
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Zinsdifferenzierung: Banken könnten gezwungen sein, ihre Zinsstrategien zu überdenken, um im Wettbewerb bestehen zu können. Dies könnte zu einer Differenzierung der Zinssätze für verschiedene Kundengruppen führen, um Anreize zu schaffen, Gelder bei der Bank zu belassen.
Die Einführung des digitalen Euros könnte das traditionelle Bankgeschäft sowie das Zinsumfeld erheblich transformieren. Während die genauen Auswirkungen noch ungewiss sind und von der spezifischen Ausgestaltung des digitalen Euros abhängen, ist zu erwarten, dass Banken sich anpassen müssen, um in einem sich wandelnden Finanzumfeld wettbewerbsfähig zu bleiben. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um die Entwicklung dieser Dynamiken zu beobachten und die Maßnahmen zu evaluieren, die Banken ergreifen, um den sich abzeichnenden Herausforderungen zu begegnen.
Die Diskussion um den digitalen Euro ist demnach nicht nur eine technologische Fragestellung, sondern auch eine grundlegende Überlegung zur zukünftigen Struktur des Finanzsystems in Europa.
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